Das Wetter ist ungemütlich, trüb und nass. Auf dem Hof am Feuerwehrhaus Rimbach steht ein roter LKW-Anhänger mit der Aufschrift „FireHouse“. Die Wetterbedingungen an diesem Herbstwochenende lassen mich die Bedingungen im Inneren des Sattelaufliegers erahnen.
Etwa 20 Minuten vor meinem geplanten Übungsdurchgang beginnen meine Vorbereitungen: Wie alle Feuerwehrfrauen und -männer liegt meine Schutzkleidung im Spind bereit. Das Atemschutzgerät samt Maske übergeben mir die Gerätewarte.
Ich weiß, es ist „nur“ eine Übung, und doch mischt sich in meine Konzentration auch Nervosität. Gemeinsam mit meinem Truppmann rüste ich mich aus. Wir kontrollieren uns gegenseitig, um Fehler im Vorfeld auszuschließen. Ein Ausbilder beobachtet jeden Schritt, stellt Fragen und gibt Anweisungen zur bevorstehenden Übung.
Dann geht es los. Nach dem Aufstieg über eine Leiter auf das Dach des Anhängers schließen wir die Lungenautomaten an. Unser Ausbilder meldet über Funk einen fiktiven Kellerbrand im Inneren des Aufliegers. Beim Öffnen der Tür schlagen uns bereits die ersten gasbefeuerten Flammen unter der Treppe entgegen. Der gedachte Kellerbrand ist fiktiv, das Feuer im „FireHouse“ dagegen real.
Mit gezielten Sprühstößen löschen wir das Feuer unter der Treppe und steigen in den dunklen Raum hinab. Hinter einer dicken Sicherheitsscheibe beobachtet der Ausbilder unsere Bewegungen. Wir sortieren und orientieren uns kurz. Hinter einer weiteren Tür vermuten wir den Brandraum. Natürlich kennen wir die Größe des Anhängers und können die Aufteilung der Räume gut abschätzen. Nach kurzer Absprache öffnen wir die Tür. Gleich mehrere Brandstellen brennen. Nun ist Konzentration, Umsicht und taktisches Vorgehen gefragt. Welche Brandstelle könnte uns zum Beispiel den Rückweg abschneiden und zu einer tödlichen Falle werden? Wie kann ich die Brandstellen am besten erreichen? Welche Schutzmöglichkeiten bietet mir der Raum? Plötzlich entzündet sich die Decke in hellen Flammen: Eine Flash-Over rollt auf uns zu. Knieend lassen wir uns zu Boden fallen und reisen das Strahlrohr auf. Kurze Zeit später ist die Feuerwand gelöscht.
Wir richten uns auf und sortieren uns neu. Der Ausbilder meldet sich am Funk und will den Druck wissen. Sieht der denn nicht, was wir gerade erlebt haben? Wir nutzen die Gelegenheit, um den Raum mit der Wärmebildkamera abzusuchen. Auf ein Zeichen wird eine Feuerstelle entzündet und wir können verschiedene Einstellungen der Wärmebildkamera testen. Gerade diese Momente machen die Heißausbildung so wertvoll. Wir tauschen die Positionen, heben den Arm und der Ausbilder übernimmt wieder das Kommando. Nun übernimmt mein Truppmann das Strahlrohr. Immer wieder entzünden sich die Brandstellen. Schließlich ist die Übung beendet und wir treten nach Rückmeldung den Rückzug über die Treppe an.
Unsere Schutzkleidung ist von Innen und Außen nass, die Anstrengungen der letzten Minuten sind uns im Gesicht abzulesen. In der Fahrzeughalle versorgen uns fleißige Helfer mit Getränken. An einem ruhigen Ort besprechen wir mit dem Ausbilder unser Vorgehen, geben einander Feedback.
Es ist „nur“ eine Übung. Eine realistische Übung. Eine Übung, die unsere Grenzen auslotet und uns auf den Ernstfall vorbereitet. (OS)